Historie
Wie alles begann
Wer hätte das gedacht? Am 24.06.2019 organisierte Frau Koch (Geschäftsführerin der Heilpäd.gGmbH Lebenshilfe Oder-Spree) ein Lebenshilfefotoshooting und gewann dafür Herr Gernand ein erstes Vorstandsmitglied der Kreisvereinigung LEBENSHILFE für Menschen mit geistiger Behinderung e.V. Fürstenwalde. Herr Gernand und Herr Würzburg berichten im nachfolgendem Interview darüber, wie 1990 zwei bestehende Elterngruppen (unter anderem von der Samariteranstalt Fürstenwalde) sich trafen, um über eine Vereinsgründung nachzudenken. Die ursprüngliche Motivation entwickelte sich aus verschiedenen Aspekten. Angefangen von den Selbsthilfegruppengedanken (Austausch über Probleme), Drohung frühzeitiger Ausschulung aus der Sonderschule ohne das es fortführende Einrichtungen für die Kinder wegen mangelnder Leistungsfähigkeit gab bis hin zu gegenseitiger Unterstützung bei der Umstellung der neuen Situation - der neuen Gesetzlichkeiten- und daraus entstehende Möglichkeiten neuer Angebote/Einrichtungen.
Die bewegte Wendezeit 1989/90 nutzten ca 15-20 betroffene Eltern und eine Lehrerin und entwickelten gemeinsam Visionen: Integrationskita, mobile Frühförderung, Freizeitangebote, Integrationskinderheim, Fahrdienst, Schule, Wohnmöglichkeiten, Geschützte Werkstatt.
Am 8.05.1990 war der erste Schritt zur Gründung der Lebenshilfe e.V. mit dem Vorstand aus 6 Personen unter anderem besetzt durch H. Würzburg und H. Gernand. Am 1.08.1991 wurde im Beisein von Regine Hildebrandt die Übernahme der Trägerschaft der Kita Sputnik vollzogen. In dem heutigen Vorschultrakt befand sich die Hildebrandt Schule, die aber nach 1 Jahr so stark expandierte, dass diese wieder auszog und neue Räumlichkeiten benötigte. Erzieher wurden ausgebildet zu Integrationserzieher, Heilpädagogen, um das Ziel der Integrationskita und Frühförderung weiter anzustreben. Leitgedanken waren immer: die Persönlichkeitsentfaltung der Kinder anzustreben, die Selbständigkeit zu entwickeln, die Teilhabe in der Gesellschaft zu verwirklichen, das Abnabeln zu unterstützen durch weiterführende Betreuungs-/Förder-/Wohnformen und das Profitieren aller Kinder voneinander zu verwirklichen.
2005 konnte Manfred Gernand in seinen Erinnerungsschriften zurückblicken auf Freizeitangebote, wie 3 Ferienlagerdurchgänge, 1x/Monat Disco für Behinderte, Jugendtreff, Frühförderung, Fahrdienst mit 6 Fahrern, Integrationskinderheim mit angedachten Wohnformen für ein selbstbestimmtes Leben. Herr Würzburg als Kreistagsabgeordneter warb für die Übernahme der Geschützten Werkstätten, um eventuell den Traum des Aufbaus des Wohnbereiches leichter umzusetzen. Allerdings scheuten die Verantwortlichen im Vorstand insbesondere die Geschäftsführerin die Übernahme der kurz hintereinander liegenden Trägerschaften.
Zurückblickend haben sich die betroffenen Familien damals mit viel Elan, Engagement und Zuversicht, Optimismus Vieles vorgenommen, die Umbruchszeit genutzt für Bewegungen und Neugestaltung, packten gemeinsam an und schlossen viele Kontakte in Fürstenwalde und Umgebung, um für ihre Kinder/Adoptivkinder/Pflegekinder das Bestmögliche zu erreichen.
Mit einem Lebenshilfe-Faltblatt in schwarz-weiß haben H. Würzburg und H.Gernand Neues aus der Lebenshilfe akribisch gestaltet und beschrieben, um Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Dazu gehörten natürlich auch Feste und runde Tische für die Fortentwicklung.
Manchmal fehlte es an nötigem Know How und Mut. Die anfallenden Aufgaben / Strukturen erforderten angestellte Geschäftsführer begonnen mit Frau Haase, folgend Frau Bellach bis heute zu unserem geschäftsführenden Vorstand der Lebenshilfe. Frau Daske führte jahrelang die Kita Sputnik und hat Herrn Gernand im Behindertenbeirat abgelöst, in der sie heute noch aktiv mitwirkt.
Blicken die Gründungsmitglieder heute auf die Lebenshilfe, sind sie stolz, dass sich alles weiter etabliert und sich entwickelt hat. Zum Glück gibt es noch Mitglieder und Mitarbeiter, die sich mit der Lebenshilfe identifizieren und Neues auf die Beine stellen. Aber die größten Herausforderungen werden perspektivisch sein: die Generationsablösung, die Umschwünge in den Gesetzen & Ämterstrukturen, die fehlenden Mitglieder/Vorstandsmitglieder, die materiellen Ressourcen, der Fachkräftemangel, das Konsumverhalten anstatt Bewegungsverhalten der Familien.
Bei der Frage: wo sie die Lebenshilfe in 5 Jahren sehen wollen, kamen ohne groß nachzudenken 3 Ideen, die auf Realisierung immer noch in den Köpfen stecken:
- Abnabelungshilfe der Eltern von den Kindern und anders herum, indem es:
- unterschiedliche Wohnformen gibt (für jeden individuell zugeschnitten)
- Generationshäuser
- Begegnungsstätte für Alle/ Jugendliche in Form von Clubs
Mit Hilfe einer Lebenshilfestiftung wären viele Dinge besser refinanziert und umsetzbar, aber die große Kunst in unserem Bundesland sind die finanziellen Gegebenheiten.
Ein Feedbackgedanke, der mich persönlich bestätigte war: MEHR für Öffentlichkeitsarbeit/Aufklärungsarbeit/Mitgliederwerbung/Sponsoring/Fundraising zu tun und kleine Projektankündigungen über Social Medien (moderne Medien nutzen)präsenter zu machen. Die Generationen verändern sich und wir müssen uns alle darauf einstellen und Zugangswege erkunden, erreichen und eine gewisse Lobby durch Qualität und Menschlichkeit gewinnen.
Mit dem neuen Multifunktionshaus startet gefühlt eine neue Ära mit der Besonderheit, dass sich die Angebote unter einem Dach wieder bündeln, treffen und sich weiterentwickeln können. Auf das in diesem Haus genauso viel Energie, Mut, Engagement, Ehrgeiz und Leidenschaft zur Lebenshilfe besteht, wie uns die Gründer vorgemacht haben.
Ich möchte mich herzlichst bei H. Würzburg und H. Gernand bedanken für die fast 4 Stunden Zeit, die sie mir gewidmet haben, um mich teilhaben zu lassen an der sehr zu schätzenden Geschichte der Lebenshilfe-Anfängen. Im Namen aller Betroffenen und Mitarbeiter/Leser Hochachtung, für das, was sie geleistet haben und dafür, dass sie heute noch der Lebenshilfe treu sind in unterschiedlichster Art und Weise.